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21.1.2015, Dr. Stephan Lunau

Ende der Aussendung von Seewetterberichten über Mittel-, Lang- und Kurzwelle durch deutsche Radiosender bis Ende 2015

Wie bereits vor einiger Zeit angekündigt, hat zum 13. Januar 2015 mit dem NDR der (vor-)letzte Radiosender die Aussendung deutschsprachiger Seewetterberichte über Mittelwelle eingestellt. Der Sender Deutschlandradio wird seine Aussendungen über Mittelwelle ebenfalls zum 1. Januar 2016 einstellen; derzeit wird noch auf 1269 KHz gesendet. Der Sendebetrieb auf Langwelle wurde bereits zum 1. Januar 2015 eingestellt. Der Betrieb des Kurzwellensenders (6190 KHz) wurde ebenfalls eingestellt. Die von den Sendern angegebenen Alternativen DAB+ (Digital Audio Broadcasting, „Digital Radio“) und Empfang via Satellitenradio etc. sind für die Seefahrt mangels Reichweite bzw. Abdeckung auf See nutzlos. Sie können allenfalls im Hafen genutzt werden, dies auch nur dann, wenn sich der Hafen im Sendegebiet befindet. Dazu ist anzumerken, dass selbst an Land für DAB+ eine sichere Versorgung nicht sichergestellt ist. So ist z.B. in großen Teilen der Nordseeküste keinerlei Empfang möglich, auf Fehmarn ist dies ebenfalls (noch) nicht möglich (Stand Oktober 2014).

Damit ist außer den Seewetterberichten über die KüFuSt (Küstenfunkstellen) von DP 07 der Empfang von (deutschsprachigen) Seewetterberichten auf See nicht mehr möglich. DP 07 bietet hier übrigens einen hervorragenden Service für einen geringen Beitrag. Allerdings findet der Sendebetrieb über UKW-Seefunk nur in der Zeit vom 1. April bis 31. Oktober statt. Es soll ja Menschen geben, die außerhalb dieser Zeit zur See fahren, egal ob professionell oder nicht-professionell.

Info zu Digitalradio

Da die Abdeckung durch den Mobilfunk und damit auch der Internetzugang in der Regel bereits wenige Seemeilen jenseits der Küstenlinien nicht gewährleistet ist (bereits zwischen Cuxhaven und Helgoland ist dies der Fall), empfiehlt es sich, auf Empfänger des Funkfernschreibverfahrens „RTTY“ (sogenannte Wetterdecoder) auszuweichen. Je nach Fahrtgebiet ist ein Empfänger für Langwelle (147,3 KHz) und / oder Kurzwelle anzuschaffen. Mit diesen Empfängern lässt sich mit großer Zuverlässigkeit der komplette Seewetterbericht (inklusive der Mittelfristprognosen und der Vorhersagen für die deutschen Küstengebiete) des DWD empfangen, der vom Sender Pinneberg ausgesandt wird. Bezüglich weiterer Details sei auf die Informationen des DWD verwiesen.

Seewetter vom DWD

Ein NAVTEX-Empfänger kann zum Empfang von Wettervorhersagen und Windwarnungen ebenfalls genutzt werden. Es werden jedoch zumindest über den Sender Pinneberg weder die Wetterlage, noch Stationsmeldungen und auch keine Mittelfristprognosen ausgesandt. Dieser Sender sendet nur Berichte für die Deutsche Bucht, die westliche Ostsee und die südliche Ostsee. Die NAVTEX Sender anderer Länder verbreiten entsprechende Informationen für ihren jeweiligen Bereich.

NAVTEX

Ideal ist ein Empfänger, der sowohl NAVTEX als auch die Aussendungen der Wetterberichte empfangen kann. Denn im Gegensatz zu den Aussendungen der Wetterberichte im RTTY-Verfahren werden über NAVTEX bei Bedarf auch außerhalb der festen Sendepläne wichtige Informationen (u.a. Starkwind- und Sturmwarnungen) übermittelt. Alternativ besteht die (kostspielige) Möglichkeit sich auf See über Kurzwellen oder Satellitenverbindungen (nicht zu verwechseln mit den oben erwähnten Radioaussendungen über Satellit) Zugang zum Internet zu verschaffen.

Ansonsten kann man sich über die zumindest vorerst weiter verfügbaren Radioaussendungen auf Lang- bzw. Mittelwelle von z.B. Danmarks Radio oder BBC (je nach Fahrtgebiet) sowie über die KüFuSt der jeweiligen Länder informieren. Entsprechende Sprachkenntnisse sind notwendig, da zumindest einige Aussendungen ausschließlich in der jeweiligen Landessprache erfolgen. Im Falle von BBC sollte dies für die meisten Segler allerdings kein Problem sein. Im Falle der anderen Sprachen wie Dänisch und Schwedisch müssen die Sprachkenntnisse ein sicheres Verständnis der Wetterberichte ermöglichen, sonst besteht die Gefahr von Fehlinterpretationen. In Dänemark ist der weitere Betrieb des Langwellensenders Kalundborg (243 KHz) übrigens explizit unter Verweis auf die Notwendigkeit der Aussendung von Seewetterberichten gesetzlich festgelegt. Das Gleiche gilt für die Niederlande, dort sendet „Netherlands Coastguard Radio“ Wetterberichte neben UKW auch auf MW, allerdings nur für die niederländischen Gewässer und die Deutsche Bucht.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wem der Zugang zu Seewetterberichten im Hafen bzw. in Küstennähe genügt, der wird mit den aktuellen Angeboten im Internet (nicht nur seitens des DWD) und, wenn es denn voll ausgebaut sein wird, über Radio (DAB+) bestens bedient.

Es geht hier, wie gesagt, um den zuverlässigen Zugang zu umfassenden (deutschsprachigen) Wetterberichten in erster Linie auf der Nord- und Ostsee und außerhalb der Reichweite der KüFuSt von DP07.

Weitere Informationen finden Sie z.B. in der Sammlung verschiedener Links im Internetauftritt der SVAOe und natürlich in der BSH-Publikation „Funkdienst für die Klein- und Sportschifffahrt“ (ehemals Jachtfunkdienst). Das BSH hat am 2. Januar 2015 das aktualisierte Merkblatt „Wetter- und Warnfunk“ veröffentlicht. Dort sind detaillierte Angaben zum Thema zu finden.

Zum Schluss sei daraufhin gewiesen, dass das Internet ausdrücklich nicht der Verbreitung von Nachrichten für die Sicherheit der Seefahrt (MSI, Maritime Safety Information) gemäß SOLAS dient. Wetterberichte gehören zu den sogenannten MSI.

Eine schematische Übersicht über die Möglichkeiten des Empfangs von deutschsprachigen Seewetterberichten findet man hier: Seewetterbericht-Empfang_2015.pdf

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