Aus unseren Erfahrungen der letzten Jahre wissen wir, dass die Schweden es immer wieder hinbekommen, ein Regattaevent zum einen reibungslos und zum anderen besonders gesellig zu veranstalten. Die Teilnahme an der schwedischen Meisterschaft stand deshalb für uns schon früh fest und wir machten auch bei den anderen deutschen Teams kräftig Werbung dafür, nach Schweden zu fahren. Die Anreise startete am Donnerstag, 16. August, abends mit der Fahrt nach Travemünde, wo wir mit dem Boot auf dem Trailer auf die Fähre nach Schweden fuhren. Der gemeinsame Abend an Bord der Fähre mit Übernachtung in einer Kabine war eine gute Einstimmung für das Event.
Um 7:30 Uhr am Freitagmorgen verließen wir das Schiff in Trelleborg und fuhren die letzten wenigen Kilometer bis zum Segelclub am Falsterbokanal. Wir stellten den Trailer auf einem Werftgelände ab und begannen den Mast zu stellen. Nach und nach tauchten auch die anderen Teams dort auf. Das Programm sah vor, dass zwischen 14 und 16 Uhr alle Boote gekrant würden und danach eine Steuermannsbesprechung abgehalten würde. Es war also reichlich Zeit für uns, noch kleinere Reparaturen vorzunehmen, das Boot zu polieren und Pizza zum Mittag zu essen. Um 17:00 Uhr war der erste Start geplant. Am Abend mit den Wettfahrten zu beginnen, ist ein tolles Konzept der Schweden, welches es ermöglicht, drei Segeltage zu haben und trotzdem nur den Freitag frei nehmen zu müssen. Da es abends noch bis 22 Uhr hell ist, ist es dort auch sehr gut umsetzbar.
Im Jahr davor hatten wir die schwedische Meisterschaft gewonnen und sahen das als unseren ersten großen Erfolg in der jetzigen Crewzusammenstellung. Den Titel wollten wir nun natürlich verteidigen, auch wenn das Feld mit 18 Teilnehmern in diesem Jahr deutlich grösser war und sogar ein Brite extra eingeflogen war. Wir ließen die Steuermannsbesprechung sausen und fuhren lieber frühzeitig raus, um noch etwas trainieren zu können. Max, der gewöhnlich die J/70 „Tinto“ segelt und zur SVAOe-Bundesligamannschaft gehört, war als Ersatz für Jannik dabei. Es war also wichtig, ihm zumindest einmal unsere Abläufe in den Manövern zu erklären.
Wir segelten an dem Abend zwei Wettfahrten bei angenehmen drei bis vier Windstärken. Mit einem vierten und fünften Platz als Ergebnisse waren wir nicht wirklich zufrieden, aber es kamen ja noch reichlich mehr Rennen. Zurück im Hafen gab es Hot Dogs und Dosenbier für alle, was eine tolle Aftersail-Stimmung schuf. Kurz darauf gingen wir in unsere Unterkünfte – manche in eine Art Jugendheim mit Frühstück und andere in eine Wagenburg auf dem Parkplatz des Vereins zusammen mit den Crews der „Juelssand“ und anderen befreundeten Booten.
Am Sonnabend, 17. August, war deutlich mehr Wind. Vier Wettfahrten waren für den Tag geplant. Das würde vielleicht noch nicht die Entscheidung bringen, aber dennoch der wichtigste Tag werden. Heute mussten wir deutlich besser segeln, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Einer der Favoriten und gleichzeitig der Organisator des Events, Per-Håkan Persson, hatte am Freitag beide Rennen gewonnen und startete auch am Sonnabend mit einem ersten Platz. Die Rennen boten viele Überholmöglichkeiten, und es zeigte sich schnell, das es eine Spitzengruppe von fünf Booten gab, die sich nichts zu schenken hatten. Wir fuhren gute Platzierungen und der Schwede Per Håkan fuhr mitunter auch mal weiter hinten. Am Ende des Tages waren insgesamt sechs von acht geplanten Rennen des Events gesegelt und für die gesamte Top 5 noch alles offen. Am Abend gab es bei strömendem Regen ein feierliches Meisterschafts-Buffet im Partyzelt. Einige feierten und tanzten bis spät in die Nacht.
Bei schwachem und dazu abnehmendem Wind ging es am Sonntagmorgen los ins erste Rennen. Nach einem guten Start gingen wir als erster um das erste Luvfass und fingen an, unsere Konkurrenten hinter uns zu decken. Beim Verteidigen kommt es darauf an, immer zwischen Gegner und Tonne zu bleiben, doch wenn diese nicht grade zufällig in einer Reihe hintereinander her fahren, ist das leichter gesagt als getan. Bei so wenig Wind kommt dazu, dass die Boote vor dem Wind fast einen gleichen Wendewinkel fahren wie auf der Kreuz, um überhaupt Fahrt im Schiff zu halten, sodass sich das Feld sehr stark in die Breite ziehen kann. Ein kleiner Winddreher oder ein wenig mehr Druck in den Segeln kann dann viel ausmachen.
Die meisten Boote vermuteten auf dem ersten Vormwinder, dass die Böen auf der rechten Seite zu finden sein würden und waren somit leicht zu decken. Nur die Crew der „Glen“ vom BSC fuhr über links und holte dabei mehrere Plätze auf. „Glücksgriff!“, dachten wir uns und kümmerten uns nicht weiter darum. Auf der zweiten Kreuz blieb es dabei. Die meisten, die zu uns in Schlagdistanz waren, fuhren nach links (geografisch dieselbe Seite wie auf dem Vormwinder, aber nun in Fahrtrichtung links statt rechts), und wir deckten das Feld, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. Auch „Glen“ blieb bei ihrer Strategie und fuhr ganz alleine nach rechts. Wieder zahlte sich das aus, und sie gingen mit angenehmem Abstand als erste auf den letzten Vormwinder in Richtung Zieldurchgang.
Wir hatten unseren Abstand zu unseren Verfolgern auf der Kreuz verloren und mussten uns darauf konzentrieren, nicht noch mehr Plätze einzubüßen. Es schien, als würde der Wind kontinuierlich weiter abnehmen, je näher wir dem Ziel kamen, und 200 Meter davor trieben wir eher, als dass wir segelten. Das gesamte Regattafeld schob sich immer mehr zusammen und immer mehr Boote wurden uns äußerst gefährlich. Heimlich setzten wir zur vermeintlich letzten Halse an: „Schön ruhig und nicht zu sehr rollen und bloß nicht trampeln!“. Einige Gegner folgten uns und wir alle stellten enttäuscht fest, dass wir die Ziellinie noch lange nicht anliegen konnten. Das ganze Feld war nun ein unübersichtlicher Haufen und auch „Glen“ hatte ihren Abstand zum Feld verloren. Die BSCer kämpften seit ihrer letzten Halse damit, wieder Fahrt ins Schiff zu bekommen. Wir entschieden uns für einen weiteren Schlag, um uns aus der Windabdeckung von hinten zu befreien und passierten „Glen“ knapp am Heck. Bloß nicht zu viele Halsen mehr! Wir reizten es komplett aus und setzten unser allerletztes Manöver direkt vor der Ankerkette des Zielschiffs, ohne es komplett durchzusteuern. Wir stellten das Boot komplett tief, rissen den Baum mit einem beherzten Ruck herum und trieben die letzte Bootslänge ins Ziel. Erster!
Damit waren wir punktgleich mit den Briten und mit Per-Håkan, wobei Per-Håkan die besseren Platzierungen hatte und damit führte. Wir hofften auf ein weiteres Rennen. Die Wettfahrtleitung wartete auch einige Zeit, doch es kam nichts mehr zustande. Wir gratulieren Per-Håkan zum Titel, bedanken uns für ein großartiges Event und freuen uns schon auf nächstes Jahr.
Die Crew an Bord war:
Steuermann: Fabian Damm
Trimm: Max Bischof
Taktik: Jonas Lyssewski
Mast Moritz Böök
Vorschiff: Thorsten Paech
Nachbemerkung der Redaktion: Auch das SVAOe-Damenteam der „Juelssand“ unter Laura Paech nahm an dieser Swedish Open teil und endete mit einem sehr guten 6. Platz. Beiden Teams gratulieren wir sehr herzlich“