Meine Tochter Birgitte hatte mit der SVAOe Crew, bestehend aus Daniel Rüter, Arne Moritz, Jonas Lyssewski, Henrik Homan und Kay Dennert die GUNVØR sicher nach Hiva Oa auf den Marquesas Inseln gebracht. Einst hatte die Inselgruppe über100.000 Einwohner. Der Kontakt mit dem weißen Mann hat diese so dramatisch reduziert, dass bis heute nur ca. 8000 Einwohner dort leben. Aber einer (der wenigen) guten Dinge, die die Missionare dort erreicht haben, ist, dass die fast ununterbrochenen Kriege und der sehr verbreitete Kannibalismus aufhörten. Die Inseln sind vulkanischem Ursprung, aber relativ jung, so dass man schon von weitem die bizarrsten Felsformationen sieht. Diese unterstützen die leicht bedrohliche Atmosphäre, die einen überkommt, besonders wenn man einen der vielen Kultstätten mit deren Tikis (Steingötzen) besucht. Berühmt sind die Marquesas für deren feine Holzschnitzerarbeiten. In Anbetracht der blutigen Geschichte habe ich dann auch eine schön verzierte Kriegskeule gekauft.
Die nächste Inselgruppe waren die Tuamotus, auch in Französisch Polynesien belegen, cirka auf dem halben Wege zwischen den Marquesas und Tahiti. Es sind 70 kleine und größere Atolle, von den ca. 20 bewohnt sind. Früher, bevor man mit GPS navigierte wurden diese Inseln meist weiträumig umfahren und hatten den Beinamen:„The dangerous Islands.“ Wegen der schwierigen Strömungsverhältnisse und dem niedrigen Bewuchs sind unzählige Schiffe auf die Riffe gelaufen. Heute sind die Inseln berühmt für die schwarzen Perlenfarmen und gelten als beste Tauchreviere. Deshalb kann es keinen überraschen, dass meine beiden Frauen bereits nach 1 Tag auf den Inseln bei einer Perlenhändlerin saßen. Auch dasTauchen kam nicht zu kurz. Ein besonders Highlight ist, dass man sich beieinsetzender Flut durch die Riffeingänge mit der Strömung treiben lassen kann und wie ein Supermann über die wunderschöne Flora und Fauna der Tropen förmlich„fliegt“. Ein besonders Highlight war der Besuch in der „Blauen Lagune“, eine Lagune innerhalb der Lagune. Dort konnten wir zwischen Riffhaien schnorcheln, hatten ein polynesisches Festessen direkt am Strand gegrillt und schafften es außerdem, eine seltene Papageien Art zu bewundern.
Auf dem Weg nach Tahiti machten wir einen Stopp bei der Insel Makatea. Diese ist ein „Horst“, wie Helgoland und war jahrelang die Haupteinnahmequelle ganz Französisch Polynesiens wegen der Phosphatvorkommen. Der Abbau ist zwar seit 30 Jahren eingestellt, aber die Insel hat auch 2 endemische Vogelarten, die ich unbedingt sehen musste. Da ein Cyklon den Hafen zerstört hat, pumpten wir unser Kajak auf, und während Birgitte und ihre Freundin mit der GUNVØR Kreise vor der Insel drehten, paddelten wir an Land. Es war gespenstisch. Der Urwald hatte die alten Industrieanlagen überwuchert, überall sah man aber alte Lokomotiven, Lastwagenund andre „Errungenschaften“ der Zivilisation zwischen Lianen und Palmen hervorragen. Die Insel hatte einst 3000 Einwohner. Die weniger als 100 Bewohner ernähren sich heute traditionell vom Fischfang, etwas Ackerbau und Subventionen aus Frankreich. Aus den Reaktionen der Menschen konnte man deutlich sehen, dass es sehr, sehr selten ist, dass sich jemand dorthin verirrt und schon gar nicht Palangi(Europäer).
Die Gesellschaftsinseln (Tahiti, Moorea, Raitea und Bora Bora) bestachen uns mit der Lebensfreude ihrer Einwohner. Wer einmal gesehen hat, wie die Mädchen beim Tanzen die Hüften schwingen können, kann gut verstehen warum die Meuterer auf der Bounty zu ihren Freundinnen auf Tahiti zurück wollten. In einem atemberaubenden Tempo schwingen die Hüften, wie es den Anschein hat fast vonselbst, während die Beine und der Oberkörper fast regungslos sind. Gleichzeitig wird der Betrachter mit wunderschönem Lächeln von strahlend weißen Zähnen beglückt. Zwar sind viele der Damen ein oder zwei Konfektionsgrößen größer als was unserem Schönheitsideal entspricht, aber ein Seefahrer nach Monaten auf See ist nicht eben bekannt, wählerisch zu sein. Wir haben uns aber nicht nur für die schönen Mädchen und Frauen interessiert, sondern haben etwas „gebastelt“, diverse Verbesserungen eingebaut (z.B. sind jetzt alle Toiletten elektrisch) und ausgiebig die Inseln per Auto und Fahrrad erkundschaftet. Auch für einige Tauchgänge hat die Zeit gereicht, wo wir große Haie, Schildkröten und sogar einige Mantas gesehen haben (Nein, das ist keinAuto).
Nach viel zu kurzer Zeit ging es dann mit einer dreigeteilten Regatta von Bora Bora über Suwarrow und Niue nach Tonga. In fast gewohnter Manier hat dieGUNVØR die Flotte aus der Lagune um Bora Bora angeführt. Die Führung haben wir dann nicht wieder aufgeben und waren sowohl jedes Mal First Ship home, konnten aber auch jede Teilstrecke recht überlegen für uns entscheiden. Der Grund war, dass zum Teil sehr wenig Wind vorhanden war, zwar genug für uns zum Segeln, aber zuwenig für die anderen Boote, die durchgängig eher auf Langfahrt und nicht Schnellsegeln getrimmt sind. (Berechnet waren es insgesamt 11 Tage, ein Vorsprung von fast einem Tag auf den Zweitplazierten.)
Suwarrow war ein Traum in mehrerlei Hinsicht. Schon als Junge hatte ich das Buch von Tom Neale „Eine Inseln für sich allein“ gelesen. Darin beschreibt er, wie er zwischen 1952 und 1977 mit Unterbrechungen alleine auf dieser Insel gelebt hat. Auch in vielen Segelbeschreibungen aus dieser Zeit wurde er und „sein „ Inselreich (es gehört zu den Cooke Inseln) erwähnt. Es war also immer schon ein Traum für mich, dorthin zu kommen. Und es ist wirklich traumhaft. Man segelt in eine großeLagune mit ganzen klarem Wasser, umgeben von kleinen Palmeninseln und Korallenriffen. Dort hatten wir 72 Stunden Regattapause. Nach 1 – 2 Tagen kam der Rest der Flotte, und wir konnten uns gemeinsam die Zeit mit wunderschönen BBQs,Tauchgängen und (kleinen) Spaziergängen über die Inseln vertreiben. Dort haben wir dann die Clubehre vertreten und, wie man auf den Bildern erkennen kann, unseren schönen SVAOe Stander hinterlassen.
Nach nur 3 Tagen umrundeten wir die Nordspitze von Niue und konnten wie gesagt als Erster dort eine Mooringboje aufnehmen. Leider hat sich bei dieser Etappe unser Großsegel ziemlich verabschiedet. Die Sonne hat zu einer starken Delaminierung geführt. So mussten wir auf Niue einen großen Teil der uns erlaubten 72 Stunden Regattapause mit viel 2-Komponentenkleber verbringen. Einige Meter Segeltape und Nähgarn wurden auch verbraucht. Trotzdem schlossen wir diese Insel ins Herz. Wie Makatea und Helgoland ist Niue ein Horst und von unzähligen Schluchten und Höllen durchzogen. Das schafft eine wunderschöne Landschaft. Niue ist ein eigenständiger Staat, wird aber von Neu Seeland verwaltet. DieMenschen vereinen die besten Tugenden der beiden Kulturen. Wir wurden außerdem auch Mitglieder im „kleinsten“ Segelklub der Welt (deren Mitglieder gar keine Boote haben). Auch dort hat unser SVAOe Stander einen Ehrenplatz bekommen. Nur ist das Anlanden auf Niue gewöhnungsbedürftig. Man kann nichtdirekt sein Gummiboot anlanden,
sondern muss mit einem Kran das Boot aus dem Wasser heben. Zusätzlich ist die Anlandestelle und auch das Mooringfeld voll vonsehr giftigen Seeschlangen, die zwar angeblich nicht aggressiv sind; zum Baden hat es aber nicht wirklich eingeladen.
Nach etwas mehr als 24 Stunden kamen wir dann nach Vava’u, Tonga. DasGroßsegel hielt und mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 9 Knoten war es eine schnelle Reise. Ein neues Abenteuer kann beginnen.