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 Das Sommerfest der maritimen Branche

Es ist das größte Sommerfest der maritimen Branche und mit seiner Mischung aus Sport, Business und Gesellschaft zugleich eine ihrer wichtigsten Kontaktbörsen. Die traditionell am letzten Augustwochenende und in diesem Jahr bereits zum 28. Mal zwischen Schleimünde und Ærøskøbing ausgesegelte Schiffahrtsregatta geriet dank des Windes aus WNW in Stärke 4-5 zu einer der schnellsten Wettfahrten in der Geschichte dieser von einem Privatrace dreier Schifffahrtskaufleute zur größten europäischen Privatregatta herangewachsenen Veranstaltung.

In diesem Jahr haben 1206 Repräsentanten aus Schifffahrt, Hafenwirtschaft, Schiffbau,  Zulieferern,  Banken und anderen Bereichen der maritimen Wirtschaft, darunter Gäste aus 17 Nationen teilgenommen. Mit 131 im Zielhafen eingetroffenen und gewerteten Booten, darunter auch Traditionssegler und ein Katamaran, wurde wiederum die Grenze der Hafenkapazität erreicht. Aufgrund der günstigen Windverhältnisse - es gab zudem Sonnenschein und blieb trocken - entschied sich die Regattaleitung, die in neun Klassen eingeteilten Schiffe auf nur einer statt der sonst üblicherweise drei unterschiedlich langen Bahnen von dem vor Schleimünde positionierten Startschiff „Esper Ort“ in das 34 sm entfernte Ærøskøbing zu schicken. Als erste Yacht passierte die „Trivia“- ein in der Oldtimer-Klasse gestarteter  „Zwölfer“ -nach vier Stunden, 23 Minuten und vier Sekunden die von dem Zielschiff „Rudolf Diesel“ und einer Spierentonne mit orangefarbener Flagge nördlich von Skøldnæs vor Ærø markierte Ziellinie.  Dafür erhielt das beim Kieler Yacht Club beheimatete und für die Hamburger Sparkasse AG unter Skipper Wilfried Beek gestartete Schiff bei der abendlichen Siegerehrung im Festzelt im Hafengelände von Ærøskøbing den für das First Ship in Port gespendeten Ehrenpreis der Inselgemeinde aus der Hand des neuen Bürgermeisters Karsten Landro. Von dem Geschäftsführer des Port of Olpenitz, Jaska Harm,  gab es zusätzlich für drei Jahre einen kostenlosen Liegeplatz an dieser im Ausbau befindlichen Marina. Schnellstes Schiff war allerdings die 40 Minuten später gestartete „Uca“, eine von der Knierim- Yachtbau gebaute und ebenfalls beim KYC beheimatete HighTech-“Rennziege“ des früheren Arbeitgeberpräsidenten Dr. Klaus Murmann. Das von Jan Dabelstein gesteuerte Schiff vom Typs „Brenta 60“benötigte für die 34-Meilen-Distanz nur 3 Stunden, 47 Minuten und 34  Sekunden und wurde damit schnellstes Schiff der Regatta und First Ship Home seiner Klasse (ORC A). Zweitschnellstes Schiff war die in der gleichen Gruppe für den Hamburgischen Verein Seefahrt e.V. gestartete „Haspa Hamburg“, die erstmals an diesem Rennen teilnahm.

 Auch dieses Mal ging es bei dem in fünf Gruppen erfolgten Start sehr hektisch zu: Beim 3. Start fuhr die „eXtra fast II“ allerdings zu früh los und wurde von der Wettfahrtleitung wegen ihres Fehlstarts zurückbeordert, konnte dann aber doch noch im Zeitlimit die Startlinie erneut passieren. Bei dem Gerangel um die beste Startposition kam es immer wieder zu heiklen Manövern.  So gab es beim zweiten Start einen „Auffahrunfall“, bei dem “Prinz Tino“ der „Indra“ ins Heck lief, was  glücklicherweise ohne ernsthafte Schäden bei Crew und Kollisionsgegnern blieb.  Viel Stress gab es auch bei der Bedienung der Spinnaker, die über eine große Distanz gefahren werden konnten „:Da wurde schon mal ein Baum auf die eher unüblichen Leeseite gelegt“, wunderte sich Wettfahrtleiter Henning Rocholl vom NRV bei der abendlichen Siegerehrung im Festzeit, fand allerdings die Startkreuz über 10 Meilen gleich zu Anfang  „schon ganz toll“. Teilweise rauschten die Schoten aus und das Tuch musste aus dem Wasser geborgen werden und bei der „Crouch“ gab es einen größeren Riss im killenden Spinnaker,  so dass sofort eines der als Begleitfahrzeuge eingesetzten Schlauchboote zur Hilfe eilte. Aber auch ohne Segel gab es Probleme: So konnte die „Gaylord“ nach dem Ende der Wettfahrt nicht mit eigener Kraft den engen Zielhafen erreichen, weil ihr Motor ausgefallen war. Deshalb musste das für die Bugsier Reederei gestartete Schiff von dem Schlauchboot „Alli 1“ eingeschleppt werden. Auch dieses Mal war ein ausschließlich mit weiblicher Crew „bemanntes“ Schiff am Start: die von Kirsten Harmstorf gesteuerte „Ownership“ vom Typ„Bashford 4“ belegte allerdings nur den 18. Patz nach gesegelter Zeit. Doch allgemein sind die Damen auch in der häufig zu Unrecht als konservativ kritisierten maritimen Branche stark im Kommen. So hat die von vielen Teilnehmern begrüßte weibliche Beteiligung an dieser Regatta in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen: In diesem Jahr waren bereits 102 Damen „mit von der Partie“ bzw. „im Boot“.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Carstensten wollte am Freitagabend wenigstens zur Vorabendparty in Grauhöft Flagge zeigen, musste dann aber absagen.  Allerdings freute sich Gastgeber Dieter Gast, der zusammen mit seinem Bruder Christian vor drei Jahren die Organisation der von ihrem Vater Peter Gast (SVAOe) ins Leben gerufenen Großveranstaltung übernommen hatte,  am Abend bei der Siegerehrung in Ærøskøbing den deutschen Botschafter in Dänemark,  Dr. Johann Christoph Jessen, begrüßen zu können. Jessen unterstrich, dass die Beziehungen zwischen Dänen und Deutschen noch nie so gut waren wie heute.  Das „wirklich ein neues Stadium“ erreicht worden sei, habe man nicht zuletzt Peter Gast und der von ihm initiierten Schiffahrtstregatta zu verdanken. Er hoffe dass sich diese positive Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten bis zur 60. Jubiläumsregatta fortsetzen werde. Dieter Gast wertete die gelungene Regatta als ein positives Signal auch für die Stimmung und Entwicklung der Wirtschaft, nachdem im Vorjahr noch weithin Krisenstimmung die Veranstaltung überschattet hatte. Zusammen mit seinem Bruder überraschte er seinen Vater bei der Abendveranstaltung mit einem Thermometer und einem Barometer als Dank und Anerkennung für seinen langjährigen Einsatz für diese bereits zur Tradition gewordene Veranstaltung.

Auf der vom Hamburgischen Verein Seefahrt in Neuseeland gekauften und erst im April dieses Jahres in Hamburg getauften „Haspa Hamburg“ hatten sich auch Handelskammer Hamburg-Präses Frank Horch und der wenige Tage zuvor von seinem Amt als Wirtschaftsenator in Hamburg zurückgetretene Axel Gedaschko,  Haspa-Vorstandssprecher Dr. Harald Vogelsang und der neue NRV-Vorsitzende Georg Christiansen sowie weitere HVS- und Haspa-Repräsentanten eingeschifft, die an Bord von dem HVS-Vorsitzenden Dr. Detlef Thomsen begrüßt wurden. Horch wies darauf hin, dass die schwierige Zeit der letzten Jahre auch deswegen offensichtlich schneller überwunden werden kann, weil es einen guten Zusammenhalt in der Branche gebe. Dieser werde gerade auch durch eine solche Kommunikationsplattform gefördert, wie sie diese seit 28 Jahren von der Familie Gast veranstaltete Regatta biete. Schiffe seien eben wie ein Mikrokosmos, in dem sich das ganze Leben subsumiere und Werte wie Zuverlässigkeit, Vertrauen und Seemannschaft gefördert würden.

„Auf Ærø sind wir stolz darauf, dass diese Regatta schon so viele Jahre veranstaltet wird“, sagte Inselbürgermeister Landro. „Wir haben uns auf diesen Tag gefreut- so viele großartige Yachten im alten Hafen von Ærøskøbing zu haben“. Das sei einzigartig und ziehe Einheimische und Touristen an.  Er erinnerte an die Schifffahrtstradition der Insel mit ihren vielen dort beheimateten Schiffen, Reedern und Maklern. Auf Ærø befinde sich zudem auch eine der modernsten Navigationsschulen. Leider habe die globale Wirtschafts- und Finanzkrise auch die dänische Schifffahrt getroffen,“ besonders als die Geldinstitute es von einem Tag auf den anderen für notwendig hielten, ihre Kreditabteilungen zu schließen“. Nach Gesprächen mit Branchenkennern habe er allerdings den Eindruck gewonnen, dass sich der schlimmste Sturm inzwischen gelegt habe und man jetzt in ruhigeres Fahrwasser komme. 

 

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