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12.9.2018 Fabian Damm

Als Highlight der diesjährigen Saison ging es für den Hungrigen Wolf samt Crew nach Riva am Gardasee in Italien. Wir, also Moritz, Thorsten, Jonas, Jannik und Fabian, waren das ganze Jahr über mit gleicher Crew bei allen erreichbaren Regatten dabei und die 2018er Weltmeisterschaft der J24 Klasse versprach mit fast 100 erwarteten Booten ein Event der Extraklasse zu werden. Viele hochkarätige Crews aus Australien, Japan, den USA und 13 weiteren Nationen würden kommen. Ein sehr hohes Leistungsniveau mit vielen Profiseglern im Feld. Das wollten wir auf keinen Fall verpassen.
Für die Qualifizierung nominierten die nationalen Klassenvereinigungen ihre Teilnehmer und dafür zählte der Platz des Steuermanns auf der Rangliste im vorigem Jahr. Da wir letztes Jahr noch Max und nicht Fabian an der Pinne hatten, waren wir überhaupt nicht gelistet und bekamen deshalb auch keinen der insgesamt 14 deutschen Startplätze. Wir mussten kreativ werden. Als ersten Versuch meldete uns der französische Klassenpräsident. Wir gingen davon aus das es damit keine Probleme geben würde und machten Pläne. Drei Wochen vor dem Event wurde dann angekündigt das jeder Steuermann seine nationale Zugehörigkeit nachweisen muss, entweder durch seinen Pass oder eine Meldebescheinigung. Der Urlaub war eingereicht, die Unterkunft konnte nicht mehr storniert werden, das Meldegeld war schon bezahlt, aber als Franzosen zu starten war keine Option mehr. Wir fanden einen Paragraphen im Regelwerk der beschrieb, dass man unter bestimmten Bedingungen auch für ein Land starten darf, welches keine eigene Klassenvereinigung hat, also beantragten wir mit einem langen Brief an das internationale Klassenkomitee einen dänischen Startplatz. Da Fabian seit mehreren Jahren in Kopenhagen wohnt und Dänemark keine eigene J24 Klassenvereinigung hat, waren alle Bedingungen erfüllt und somit stimmte das Komitee unserem Antrag zu. Nach einigen stressigen Tagen mit vielen Telefonaten stand nun unserer Teilnahme nichts mehr im Weg. Wir besorgten uns DEN Aufkleber für unsere Segelnummern, übten ein Dänisches Lied ein und Rolf Stünitz druckte uns den Namensaufkleber „Den Sultne Ulv“, also Hungriger Wolf auf Dänisch. Damit waren alle Vorbereitungen erledigt und so fuhren wir am Donnerstagabend in Hamburg los.
Wir wohnten in einer Ferienwohnung in Rivas lebendiger Altstadt, von der wir es nur fünf Minuten zu Fuß zum Hafen hatten. Die Crew der Juelssand hatte glücklicherweise eine Wohnung im selben Haus und so unternahmen wir viel zusammen, wie zum Beispiel das obligatorische Eis essen abends auf dem Weg nach Hause. Auch sonst hatten wir ein gutes Rahmenprogramm. An einem Abend besuchten wir das Französische Team, mit dem wir schon seit einigen Jahren befreundet sind in ihrem Haus in den Bergen. An einem anderen Abend ging es zum großen Gala Dinner des Events. Der Ort der Veranstaltung war Rivas Burgschloss welches im See steht und nur über eine Brücke zu erreichen ist. Die über 400 Segler speisten, tranken und tanzten zusammen im Burghof und internationale Freundschaften wurden geschlossen oder aufgefrischt.
Am Sonntag ging es, nachdem alle Boote die Vermessungskontrolle überstanden hatten, endlich aufs Wasser. Es fand eine Testwettfahrt statt bei der wir zum ersten Mal in einem so großen Feld fuhren. Obwohl wir uns in dieser Saison mit jeder Regatta etwas verbessern konnten, waren wir uns sehr unsicher wie wir wohl abschneiden würden. Unser Training zahlte sich aus, denn es zeigte sich, dass wir uns am Start sehr gut behaupten konnten. Es galt nun die berüchtigte Gardasee Strategie zu testen, nach der man stets so nah wie möglich an eine Felswand fahren sollte – egal ob linke oder rechte Kreuzseite. Allgemein wird gesagt: Wer als erster an der Wand abklatscht gewinnt. Wir lernten, dass man diese Taktik mit so vielen Booten auf der gleichen Bahn nicht um jeden Preis verfolgen sollte. Anstatt an den Seiten ständig abgedeckt zu werden, konnte man durchaus auch in der Mitte der Kreuz bei freiem Wind gut fahren. Eine weitere wichtige Lektion war so spät wie möglich auf die Lay-Line zu gehen, da man bei so vielen Booten meist mit sehr viel Überhöhe auf die Tonne zu fährt und dadurch viele Meter verschenkt.
Mit diesen Erkenntnissen gingen wir am Montag in die ersten drei Wettfahrten. Es herrschte der thermische Ora Wind nach dem man fast die Uhr stellen kann, da er täglich um 12:30 einsetzt und dann nachmittags mit 10-20 Knoten aus Süden bläst. Auf unsere Ergebnisse 13., 26., und 12. waren wir am Abend recht stolz, waren jedoch auch überzeugt, dass wir dieses Niveau nicht die ganze Woche durchhalten würden. Die Tage kamen und gingen und wir segelten weitere 13. Plätze. Wir wurden sicherer in unserem Trimm und fanden immer schneller das richtige Gleichgewicht aus Höhe und Geschwindigkeit. Unsere Gesamtplatzierung verbesserte sich kontinuierlich und mit jedem eingeholten Boot stieg sowohl unser Ehrgeiz als auch unsere Nervosität. Die letzten beiden Wettfahrttage sollten bewölkt werden, wodurch der Ora ausbleiben würde. Wir waren nach sieben Rennen auf dem 10. Platz und hofften heimlich dass keine weiteren Rennen stattfinden würden. Die Gefahr durch wenige schlechte Rennen viele Plätze zu verlieren war zu groß. Als am Donnerstag tatsächlich kein segelbarer Wind kam, wurde der Start für den Freitag auf morgens 8:30 vorverlegt.
Der letzte Renntag! In ungewohnter Frühe machten wir im Dauerregen das Boot fertig. 7:30 auslaufen. Gewitter und ein leichter Nordwind. Unsere Nerven waren gespannt wie Drahtseile, erwarteten wir doch noch drei lange Rennen segeln zu müssen bei denen wir uns keine Fehler erlaubten durften. Beim südlichen Ora wussten wir was wir taktisch zu tun hatten, aber jetzt war Nordwind und wir hatten keine Ahnung. Wir versuchten noch telefonisch Freunde und unsere früheren Jollentrainer zu erreichen von denen wir vermuteten, dass sie sich auf dem Gardasee gut auskannten, doch es blieb wenig aufschlussreich. Über UKW erzählte uns der amerikanische Wettfahrtleiter zunächst, die Lokalmatadoren hätten ihm versichert, dass das Gewitter für uns keine Gefahr sei. Eine Viertelstunde später schickte er uns dennoch in den Hafen. Wir schauten auf die Uhr und fingen an zu rechnen. Wie viele Wettfahrten würden heute noch möglich sein, wenn wir jetzt erst das Gewitter abwarteten? Kaum hatte das letzte Boot im Hafen angelegt war der Spuk vorbei, die Startverschiebungsflagge ging herunter und wir fuhren direkt wieder raus ins Regattagebiet. Der Nordwind war nun recht kräftig. Umbauen von der Genua auf die Fock. Adrenalin! Wir schienen nicht die einzigen zu sein die aufgeregt waren. Am Start ging es drunter und drüber. Es war extrem voll auf der rechten Seite der Linie. Wir fanden keine Lücke und keinen freien Wind. Was für eine Katastrophe, doch dann Erlösung durch einen Gesamtrückruf. Zu viele Boot waren zu früh über die Linie gefahren. Die Stimmung an Bord war mehr als angespannt, doch der nächste Start glückte. Wir fuhren raus auf die rechte Seite und kamen als 13. am Luvfass an. Auch der Vormwindkurs und die zweite Kreuz liefen gut. Der Wolf rannte. 3. Im Ziel! Wow, was für ein Start in den Tag. Wir konnten scheinbar auch bei den neuen Bedingungen mithalten. Die letzten beiden Rennen waren zunächst unser schlechtestes (38.) und darauf ein weiterer 3. Platz. Damit waren alle Wettfahrten durch. Beim Reinfahren waren wir uns sicher, dass unsere Gesamtplatzierung sich auf keinen Fall verschlechtert haben könnte. Voller Stolz und Vorfreude auf die abendliche Feier bauten wir das Boot ab und kranten es zurück auf den Trailer. Bei der Siegerehrung dann die große Überraschung: 7. Platz über alles von 89 Booten aus aller Welt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Überglücklich feierten wir in einer Bar in Hafennähe mit vielen befreundeten Crews bis tief in die Nacht.

Ach ja - und hier gibt es Fotos und Videos von der Veranstaltung.

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