Im Vorfeld hatten wir beim HYC angefragt, ob wir auf dem Vereinsgelände oder einer anderen, nahe gelegenen Zeltmöglichkeit, unser Zeltlager aufschlagen dürfen, da die örtlichen Campingplätze sehr weit weg waren. Auf dem Vereinsgelände gab es leider keine Möglichkeit, aber es wurde sofort bei den Mitgliedern des HYC nach einer vergleichbaren Möglichkeit in deren Vorgärten angefragt. So ergab sich, dass wir, sowie auch die Crew der Tinto, bei dem Chairman der Europameisterschaft im Garten zelteten und von seiner Frau und ihm großartig beherbergt wurden.
Bereits an unserem Ankunftstag wurden Teile des Riggs vermessen, danach stellten wir den Mast. Am Freitag wurde das Boot komplett vermessen, dass heißt die Segel, der Kiel, das stehende Rigg und der Seezaun. Mit dem vorgeschriebenen und optionalen Equipment mussten wir das Renngewicht des Boots auf 1330 kg auffüllen. So wird eine gewisse Gerechtigkeit zwischen alten und neuen Rümpfen sichergestellt. Dazu kommt das maximale Crewgewicht, dass 400 kg beträgt. Durch die Vermessung kamen wir gut, es gab keine entscheidenden Dinge zu beanstanden.
Neben der Vermessung, bei der immer eine gewisse Wartezeit einzuplanen ist, polierten wir den "Hungrigen Wolf" und erneuerten einige Beschläge und das Großfall.
Am Samstag wurde am frühen Abend die Europameisterschaft offiziell eröffnet. Zuvor hatten wir einige Schläge auf dem Revier gesegelt. Doch da uns ein kräftiges Tief Wind um 30 Knoten bescherte blieben wir nicht lange auf dem Wasser um das Material zu schonen.
Das Practice Race war für Sonntag angesetzt und musste wegen des starken Winds abgesagt werden. In der unerwarteten Freizeit bekam der "Hungrige Wolf" noch eine gründliche Deckswäsche und neue Klemmen für das Genua-Cunningham.
Montag sollten die ersten Rennen für die Wertung stattfinden, doch ein eindeutiger Wetterbericht und eine Windmessung der Wettfahrtleitung im Regattagebiet führten zu einer Startverschiebung auf den nächsten Tag, in Böen wurden 50 Knoten gemessen.
Am Dienstag ging es dann endlich auf die Bahn und es wurde bei Böen mit über 30 Knoten Wind eine Wettfahrt gesegelt. Am Start schätzen wir die Strömung falsch ein und gingen im hinteren Drittel um die Luvtonne. Wir schafften es das Boot aber ohne Sonnenschuss oder ähnlichen Technischen Fehler über den Kurs zu bringen und kamen so als Achter ins Ziel. Auch die Tinto kam mit den Windbedingungen gut klar und wurde siebter. Da Sechs Boote die Wettfahrt wegen größeren Schäden abbrechen und eine J wegen Bruch der Pinne sogar in den Hafen geschleppt werden musste, wurde an dem Tag nicht mehr gestartet.
Die Veranstalter verfolgten weiterhin das Ziel die zehn geplanten Wettfahrten auch zu schaffen also wurde der erste Start für den nächsten Tag von halb elf auf zehn Uhr vorverlegt. Wir segelten fünf Wettfahrten mit sehr guten und recht konstanten Ergebnissen zwischen dem 15. und dem 2. Platz. Als wir dann erschöpft von dem langen Segeltag in den Hafen segelten, klingelten bereits die Telefone Sturm mit SMS, die die Worte "Glückwunsch", und "Weiterhin viel Glück", enthielten. Vor dem schwarzen Brett stehend wurde uns der Grund hierfür klar: 5.Platz nach sechs gewerteten Wettfahrten!!!
Der Erfolg und die Aufmerksamkeit von zu Hause setze uns mächtig unter Druck und wir gingen Abends früh ins Bett, um am nächsten Tag an die bisherige Leistung anknüpfen zu können.
Wir besprachen am morgen des letzten Regattatages noch einmal welche Fehler wir bisher gemacht hatten und wie diese zu vermeiden wären. Die Nervosität vor dem 7. Start war dann enorm, doch wir konnten mit einer größeren Bootsgeschwindigkeit bei mehr Höhe am Wind als die anderen Teams die Wettfahrt als vierter beenden. Der Trimm schien zu stimmen, denn der Kommentar der Crew: "Johann kneif doch nicht so", wurde vom Steuermann mit den Worten: "Wieso, ich fahr noch auf Speed", abgetan.
Auch in den letzten drei Wettfahrten fuhren wir gute Ergebnisse ein und hatten schließlich nach 10 Wettfahrten sechsmal unter den ersten 10 die Ziellinie überquert. Am Ende der J24 Europameisterschaft sind wir auf dem 6. Platz und gewinnen dazu noch den Jugendpokal, der für den besten Steuermann unter 26 Jahren vergeben wurde. Die Tinto erreichte bei der ersten Teilnahme an einer Europameisterschaft den 25. Platz.
Der Howth Yacht Club hat mit BMW als Sponsor ein tolles Event auf die Beine gestellt. Die Wettfahrtleitung auf dem Wasser wie an Land war einwandfrei, wichtige Mitteilung bekam man zum Beispiel nicht auf gut Glück mit wenn man aufs schwarze Brett schaute sondern wurde persönlich darauf hingewiesen. Nach dem Segeln sahen sich Teilnehmer und Organisatoren an der Clubhausbar wieder und es gab dort auch drei gut besuchte Themenabende mit Essen und Musik. Die Iren sind unglaublich nett und zuvorkommend und so wurde die J24 Europameisterschaft 2011 für uns nicht nur wegen dem guten Ergebnis zu einem vollen Erfolg.
Besonderer Dank geht an Karsten Witt der uns mit seiner großzügigen Spende die Teilnahme ermöglichte.
Die vollständigen Ergebnisse sind auf der Website der J/24 Europameisterschaft zu finden. Dort können weitere Fotos in der Gallery betrachtet werden.
Weitere Fotos sind auf der Website des Photographen. (Tipp: Es gibt eine Suchfunktion, der Hungrige Wolf hatte die Bootsnummer 35 und die Tinto 38)