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26.6.2018, Götz-Anders Nietsch

Drei Dinge sollten erfüllt sein, um aus der jährlichen Otterndorf-Veranstaltung ein schönes Ereignis zu machen: ein geeigneter Wind für die Hin- und die Rückwettfahrt, ein sonniger, warmer Sonnabendnachmittag und -abend und eine ausreichende Beteiligung. Für keine dieser Bedingungen kann der Organisator garantieren, wenn er 11 Monate zuvor den Termin festlegt. Da bleibt ihm nur die Hoffnung, dass schon alles gut gehen wird.

In diesem Jahr ist wieder einmal alles gutgegangen. Alle Wünsche wurden „zu vollster Zufriedenheit“, wie es in beruflichen Zeugnissen merkwürdigerweise immer wieder heißt, erfüllt. Den sprachlichen Mangel dieser Benotung nehmen wir gerne hin. Wichtiger ist, dass alle Teilnehmer wirklich zufrieden waren. Das scheint der Fall gewesen zu sein.

Es ist ein sinnvoller Ablauf der Veranstaltung, dass sich am Freitagabend des Otterndorf-Wochenendes ohne feste Zeit in Glückstadt trifft, wer am nächsten Morgen zur Wettfahrt antreten will. Das gibt den Berufstätigen Entspannung bei der Anreise, und wer die Zeit hat, kommt je nach Tide auch schon früher. Glückstadt ist immer einen Spaziergang oder einen Einkauf wert. Der Obmann, der auch möglichst wenig Arbeit haben möchte, befürwortet einen entkrampften Start, der aber von der Spannung begleitet wird, wer wohl alles kommen wird. Denn es gibt keine Anmeldungen. Alles soll sich locker fügen. Und so freut man sich über jeden SVAOe-Stander, der von einlaufenden Yachten gezeigt wird. Es wurden schließlich 12 Boote, die sich einfanden, eine seit Jahren in etwa gleichbleibende Zahl. Dabei waren es gar nicht einmal exakt dieselben Boote, sondern auch Neuhinzugekommene. Der Obmann hatte zum „offenen Cockpit“ eingeladen. Man kam, trank etwas und bekam einen Zettel mit den Regattabahnen sowie mit der Startzeit am nächsten Morgen für die Wettfahrt Glückstadt-Otterndorf. Die findet nach dem Känguru-Verfahren statt, d.h. jeder startet entsprechend seiner Yardstickzahl, die Langsameren zuerst, die Schnellsten zuletzt. Das soll in etwa gleiches Ankommen im Ziel bedeuten, wodurch die Spannung an Bord bei jedem bis zum Schluss steigt.

Für den folgenden Tag war eher wenig bis kaum Wind aus südlichen Richtungen angesagt. Welcher (theoretische) gemeinsame Zieldurchgang sollte also gewählt werden? Nach letztjähriger Erfahrung war es nicht zweckmäßig, am Ende noch den ersten Flutstrom in Kauf zu nehmen. Also lieber etwas früher starten. Auch könnte der schwache Wind vielleicht nicht durchstehen. Daher musste eine Ersatz-Zielmarke bestimmt werden. Alles ins Kalkül setzend aber dennoch voller Zweifel legte der Obmann nach seiner vorbereiteten Tabelle die jeweiligen Werte fest. Die Würfel waren gefallen. Es konnte losgehen.

Am nächsten Morgen herrschte wundersamerweise ein schöner leichter Zug aus Süden. Der Start war unverkrampft, und die früh Gestarteten zogen flott davon. Alle kamen gut auf die Bahn. Hier und da wurden Gennaker oder Spinnaker gezogen. Ab der Stör blieben die Boote wegen des besseren Stroms lange an der Nord und wechselten in Höhe Bösch an die Süd. Alles problemlos und mit viel Getrimme an Schoten und Streckern. Doch dann war der Wind zu Ende. Gegenüber den Schleusen wurde die Fahrt durchs Wasser zu Null. Lediglich der Strom sorgte für ein Vorankommen über Grund, was unbefriedigend ist und sogar gefährlich sein kann. Aber nach einer knappen halben Stunde hatte der Wind genug pausiert und fing wieder an, angenehm zu wehen, sogar mit günstiger Richtung. Die Zieltonne 46 vor Otterndorf flog uns nur so entgegen und wurde von allen mit nicht nachlassendem Ebbstrom erreicht. Eine Wettfahrt ohne große Herausforderungen, dafür mit Genuss, war beendet.

(Fotos von Tomas Krause)

Allerdings konnte man noch nicht nach Otterndorf einlaufen, zu niedrig war die Höhe der Gezeit. Also ankerte der eine, der andere segelte noch bis Altenbruch, um schließlich genug Wasser im Priel vorzufinden. Doch da lauerte eine Tücke. Die gewohnten steuerbordseitigen Pricken waren gegen grüne Spitztonnen ausgewechselt (siehe SVAOe Nachrichten 3-2018). In dem ohnehin schmalen Priel verringerte nun der Schwoibereich der Tonnen die befahrbare Breite. Auch der Berichterstatter fiel dem zum Opfer und kam eine Weile fest.

Das Ankommen im Hafen Otterndorf ist besonders schön. Schon der Anblick der Anlage inmitten der Marschenwiesen mit Kühen, Austernfischern und Gänsen beruhigt die Seele. Dazu wehen schwarzgelbe und andere Flaggen. Dann steht am Eingang Wolfgang Mackens und weist jedem einen Liegeplatz zu. Dort wird man von einem Komitee empfangen, das die Leinen festmacht und Sherry mit Negerkuss darbietet.

Es wurde schon gesagt: Der Obmann möchte so wenig Organisation wie möglich, keine Anmeldung und keine Aufgabenverteilung. Und wie von alleine finden sich trotzdem immer einige, die an der Wettfahrt nicht teilnehmen möchten, schon vorzeitig anreisen und den „Festplatz“ vorbereiten. Alles klappt reibungslos, unterstützt von Hafenmeister Lutz Lühmann, der sich rührend kümmert.

An Booten waren eingetroffen: „Aeolus“ (Güldener), „Ballerina 2“ (Beilken), „Benedictus“ (Torstrick), „Caribe“ (Vorbau), „Frl. v. Hamburg“ (Krause), „Havkarlen“ (Raínsborough), „Kalea“ (Selter), „Luise“ (Lunau), „Now“ (Six), „Otium“ (Nietsch), „Slowfox“ (Offermann), „Sofie“ (Dargel), „Spanvogel“ (Pulver), „Spica“ (Sabban), „Stella Maris“ (Lipphaus), „Wikinger“ (Mackens).

Nach einer Ruhestunde wird der Grill angeheizt, und langsam sammeln sich die Gekommenen zu Getränken und Gebratenem. Zu aller Freude erscheinen auch Heidi und Jan Behnke, die mit dem Auto angereist sind. Ein Segeln ist Jan nicht mehr möglich, aber sein Herz hängt an dieser Veranstaltung.

Über den Ablauf des Abends muss man nicht viel sagen. Was gegessen und getrunken wird, kann sich jeder vorstellen. Worüber geredet wird, ebenfalls, nämlich übers Segeln. So fliegt die Zeit bei mildesten Temperaturen dahin. Zwischendurch wird schon mal ein Preis verliehen. Es ist der Senioren-Preis für den ältesten mit dem Boot gekommenen Teilnehmer und besteht aus einer gefälligen Mahagonikiste mit einem 5-Liter-Rotweinschlauch, den der Gewinner im Folgejahr wieder zu ersetzen hat. Gewonnen hat ihn Hajü Vorbau, der die Anzapf-Zeremonie sofort in Angriff nahm.

Der Preis ist in zweierlei Hinsicht auffällig: zum einen benötigt die Jury das Geburtsdatum des Preisträgers. Sie darf es aber gar nicht wissen wegen der Datenschutzverordnung. Durch einen Zufall wusste sie es trotzdem. Zum anderen wurden bisher nur männliche Preisträger ausgezeichnet. Äußerem Anschein nach kommen aber auch weibliche in Betracht. Hier wiederum greift die Datenschutzverordnung, da sie sich in diesem Fall mit hergebrachten Höflichkeitsformen deckt.

So ging der Abend einem allseits fröhlichen Ende entgegen. Am nächsten Morgen war viel Zeit. Es klapperte ein wenig in den Masten, aber zu befürchten war nichts, außer vielleicht einem Schauer. Es kam noch zu einem gemeinsamen Morgentrunk im Kiosk hinter dem Deich, und dann startete jeder nach eigener Zeit entsprechend seines Tiefgangs und dem vorhandenen Wasserstand. Der Wind hatte auf West bis Nordwest gedreht bei vier bis fünf Beaufort. Eine schnelle Reise stand bevor. Wer es mannschaftlich hinbekam, setzte Gennaker oder Spinnaker. Insbesondere beeindruckte „Ballerina 2“, die erst mit dem einen, dann dem anderen bauchigen Vorsegel von ganz hinten das Feld aufrollte. Die zuerst Gestarteten, also die weniger tief gehenden und meist kleineren hatten insofern einen Vorteil, als für sie der Wind mit guter Stärke bis ins Ziel durchhielt, während die tiefer gehenden, größeren Boote noch von dem Nachlassen des Windes eingeholt wurden. Aber alle waren etwa bis 19 Uhr im Heimathafen Wedel. Einige nahmen an der Rückregatta nicht teil, da sie sich gleich Richtung Nordostseekanal in die Ferien aufmachten. Ihnen gilt aber ein besonderer Dank, dass sie für eine Teilnahme an der Veranstaltung einen Urlaubstag opferten. Allen anderen gilt ein Dank fürs Mitmachen.

 

 

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