22.6.2019 Hartmut Pflughaupt
Mal wieder steht die Sommertour vor der Tür. Mal wieder soll es zur schwedischen Ostküste gehen. Mal wieder beginnt die Sommertour mit einer Männer-Überführungscrew. Mal wieder geht es durch den Nord-Ostsee-Kanal.
Freitag Nachmittag: Hochwasser um 16 Uhr. Ideal um noch die Elbe nach Brunsbüttel zu kommen, um am Sonnabend durch den Kanal nach Kiel zu fahren. Soweit die Planung. Leider hatten wir zu wenig östlichen Wind zum Segeln. In Brunsbüttel angekommen zeigen beide Signalmasten rot. Also drehen wir auf und motoren die Tide aus. Der Warteplatz ist arg verkleinert, da östlich der Mole 4 ein Anleger für die Lotsen gebaut wurde, aber wohl noch nicht in Betrieb ist. Wir stellen uns auf eine längere Wartezeit ein. Aber schon nach wenigen Minuten ein weißes Licht an den alten Schleusen. Also schnell in den Vorhafen einlaufen. Doch was ist das? Die Schleuse selbst zeigt noch rot und das Schleusentor wird gerade erst aufgemacht. Also etwas Fahrt weg und dann in die Schleuse eingelaufen. Direkt hinter uns schließen sich die Schleusentore wieder und nach nur wenigen Minuten schleusen wir in den Kanal aus und machen im leeren Schleusenhafen fest. Der Segler freut sich, denn das hat man – insbesondere bei ungünstigem Wetter in früheren Jahren in Brunsbüttel schon ganz anders erlebt.
Sonnabend: Kein Kanalwetter mit Regen und viel Wind von vorn sondern Sonne, erträgliche Temperaturen und moderate östliche Winde.
Wir kommen um 18:00 in Kiel Holtenau an. Die einzige Schleuse ist natürlich zu und zeigt ein rotes Licht. Wir machen als einziges Sportboot am Warte-/Bezahlschlengel fest und bezahlen erst einmal die Kanalgebühren.
Dann Anruf über UKW Kanal 12 beim Schleusenmeister mit der Frage, wann wir denn wohl schleusen können. „Das sieht schlecht aus. Es kommen fünf Fahrzeuge ostwärts und da ist kein Platz für Euch. Nächste Schleusung dann gegen 20:00 Uhr. Kann passen oder auch nicht. Kann auch auf eine Übernachtung am Warteschlengel rauslaufen.“ ???????? – Übernachtung mit Kanalschwell? So’n Mist.
Aber die ganze Kommunikation mit uns und auch anderen Sportbooten, die von der Ostsee kommend in den Kanal wollen ist ausgesprochen freundlich und zuvorkommend! Dabei ist das Funkverhalten einer Yacht nun sagen wir mal durchaus verbesserungswürdig. Aber der Schleusenmeister nimmt es mit Humor und antwortet geduldig.
Und dann passiert es: Der letzte mit Schlepperassistenz in die Schleuse einlaufende stoppt nicht rechtzeitig und kracht in den Vordermann. Also erst mal Wasserschutzpolizei und weiteres Warten. Nach einer Stunde fordert der Schleusenmeister die Kontrahenten auf, die Schleuse zu verlassen und auf Reede vor Anker zu gehen. Ein Ende der polizeilichen Arbeit ist offensichtlich nicht abzusehen und die nächsten fünf Dampfer, die Ausschleusen wollen, sind im Anmarsch. Endlich füllt sich die Schleuse mit diesen Fahrzeugen und wir werden nett und freundlich aufgefordert schon zur Schleuse zu kommen, aber erst nach Aufforderung einzulaufen.
Mit uns sind mittlerweile zwei andere Yachten auf Lauerstellung und wir finden alle noch ein Plätzchen am Ende der Schleuse.
Da die Propeller der Dampfer alle mehr oder weniger törnen ist an ein durch die Mitte fahren und Auslaufen nicht zu denken. Also wieder warten, bis die Schleusenkammer vor uns frei ist.
Schlussendlich ist es kurz nach 22:00 Uhr, als wir endlich am Seglersteg in Holtenau festmachen. Unsere Idee, in einem Holtenauer Lokal noch etwas zu Essen zu bekommen erweist sich dann als ergebnislos. Küchenschluss! Aber Pizzadrive funktioniert auch in Kiel.
Fazit: Toller Service in Brunsbüttel, lange Wartezeit in Holtenau aber immerhin freundliches Schleusenpersonal.