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Bernd Blohm, 12.02.2011

Fotos Andreas Borring  

Die großen Herausforderungen der Regattawelt sind jedem Segler bekannt. Auf der Südhalbkugel ist dies sicher Sydney-Hobart. Auf der Nordhalbkugel das Fastnet – Rennen um den Felsen mit dem Leuchtturm in der irischen See, den jeder Segler kennt und doch nur wenige je selbst gesehen haben. Die über 600 Seemeilen lange Regattabahn durch eins der rauesten  Reviere unserer Halbkugel verlangt den Teilnehmern alles ab: Vorbereitung, Taktik,

Bootsspeed, Durchhaltevermögen und  Kondition. Häufig ein Ritt an der Grenze des machbaren für Mensch und Material, was die Tragödien 1979 beim Fastnet und 1998 beim Sydney-Hobart schmerzlich aufzeigten.

Die Modellsegler in der Minicupper Szene sind nahezu alle selbst Regattasegler. Wenige (z.B. Michael Müller) haben den Fastnet Rock selbst gesehen. Allen gemeinsam ist der Spaß daran, die Regattasegelei auch in Miniaturform im Winter auszuüben. Der Minicupper (eine Nachbildung der 1984er Container) bringt für viele immer noch schöne Erinnerungen an die Blütezeit des Admirals-Cup und die legendären Wettfahrten bei der Cowes Week und eben des Fastnet Race.

monstersee_2Zu einer kompletten Regattaserie gehört natürlich wie bei den Großen eine entsprechende Langstreckenwettfahrt. So ist es nicht verwunderlich, dass findige Köpfe das Mini-Fastnet Rennen ersannen. Nicht wie sonst im geschützten Hafen sondern in der rauhen Wirklichkeit auf freiem Wasser. In bester SVAOe Tradition auf der Elbe. Frei, ungeachtet des Wetters im großen Strom. Eine Herausforderung für Mensch und Material…

Den Solent als Startrevier imitiert der Mühlenberger Yachthafen. Dann geht es aus der Hafeneinfahrt nach Backbord elbauf bis zum Fastnet Rock – einem Dalben vor Teufelsbrück. Nach ordnungsgemäßer Rundung zurück in den Mühlenberger Hafen. Gesamtstrecke ca. 2,8 km (Sorry 1,52 sm). Man kann auf diesem Abschnitt wunderbar neben seinem Boot herlaufen und steuern. Nachdem 2009 ein Flautenrennen stattfand und 2010 wegen Eisgangs abgesagt werden mußte, wurde der 12.02.2011 zu einem denkwürdigen Mini-Fastnet mit härtesten Anforderungen an die 18 gemeldeten „Crews“. 

Ein strammer ESE Wind Stärke 4-5 machte die Elbe zur echten Irischen See für die 1,30m langen Minicupper. Wie vor jedem Start auf eine Langstrecke waren die dann 17 angereisten Teilnehmer beim Ausrüsten (Akkus) und Eintrimmen (Gewichte, Segeleinstellung) ob der Windstärke sehr angespannt. Den Wetterbericht noch schnell übers IPhone. Wird’s mehr? Alles Gewicht ins Boot? Wenn ja, wo ist der beste Trimm? Dem Modelllaien sei hier gesagt, dass der Minicupper je nach Windstärke mit bis zu 6 Kg Innenballast an die Gegebenheiten angepasst werden muss. Das will bei einer solchen Tour genau überlegt sein. Im Hafen ist es ja immer nicht so schlimm. Aber wie geht das dann auf See?  Ändern ist später nicht möglich. Nachdem alles zur Zufriedenheit des Skippers gerichtet ist, geht es los. Startkreuz wie erwähnt im Solent (Mühlenberger Hafen). Frank Schönfeld, der heute auch schon die 2. Generation segeln lässt,  hätte gesungen: Der Start in Lee war völlig OK…

Im Hafen ging es noch irgendwie. Nur zwei Boote verhaken sich am Start und müssen vom Begleitboot getrennt werden. Ich kann mich auf der Startkreuz gut vom Pulk freihalten und trotz schon heftiger Boen als Dritter das Luvfass runden. Dann vor dem Wind zur Ausfahrt. In der Ausfahrt leichte Konfusion aufgrund der Windverhältnisse. Es wird eng, da von hinten alle in die „Molenflaute“ rauschen. Irgendwo im Mittelfeld komme ich auf der Elbe an. Es läuft ab. Das bedeutet: eine schier endlose Kreuz unter Land bahnt sich an. Jeder Elbsegler kennt das. Die zugereisten Teilnehmer von der Ostsee, aus Hannover und dem Ruhrgebiet werden es lernen müssen…

Der Kampf beginnt. Das Stricken unter Land ist eine Geduldsprobe. Wie bei den Großen. Immer wieder der Gleiche vor dir. Bei jedem Schlag. Einmal mutig etwas weiter – Grundberührung. Einmal auf Steuerbord Bug etwas ausgeruht – zu weit draußen – einen verloren. Es ist zum…. Der Rhythmus muss sich erst einspielen. Irgendwann bekomme ich auch die Bb Schläge hin. Immer mit quer laufender Welle aufs Land zu. Die Wellen sind für die Boote so, als wenn man in der Nordsee auf einer 35 Fuß Yacht bei 3-4m Welle segeln muss. Da geht die Brigg in jeder Boe in die Sonne, wenn man nicht aufpasst. Auf Stb ist es besser. Genau gegen die Wellen. Gut zu steuern, führt aber leider in den Gegenstrom…

strandungNach einiger Zeit hat sich alles eingespielt. Da sich noch zwei Boote aufgrund einer nicht gut gelösten Wegerechtssituation verhaken und achteraus fallen, kann ich auf den dritten Platz vorrücken. Nun folgt ein spannender Kampf mit Christoph Trömer. Einer der Top Leute im Minicupper. Der gibt nicht so leicht auf. Gemeinsam können wir uns aber an den Führenden heran schieben. Hans Walter Kröger (BSC) liegt vorn -Elbsegler eben-. Wir holen auf, und er wird wohl etwas nervös. Jedenfalls wendet er mehrfach sehr optimistisch unter Land, was irgendwann zu einem Ruderschaden führt. Damit scheidet er leider aus. Schade, denn er wäre wohl nur sehr schwer zu schlagen gewesen.

 

 

 

mastbruchDerweil spielen sich im hinteren Teil des Feldes Tragödien ab. Boote stranden im Dampferschwell auf den Steinen. Riggs fallen, Ruder brechen und einige unerfahrenere Steuerleute kommen einfach nicht gegen den Strom an. Die Begleitboot Crew (SVAOe Schlauchi mit Aussenborder und Svenja und Kai an Bord) hat alle Hände voll zu tun. Hier zwischendurch einen besonders herzlichen Dank an die Beiden, die bei 0°C fast den ganzen Tag auf der Gummiflitsche ausgehalten haben und zum Überfluss auch noch anschließend nach Wedel fahren mussten, weil wird das Boot aufgrund des wenigen Wassers in Mühlenberg nicht mehr an die Stege oder die Slipbahn bekommen konnten.

Zurück an die Spitze. Christoph lässt nicht locker. Er führt mit 5-6m Vorsprung. Ich komme mal ran, mal falle ich etwas zurück. Hinter mir kommt Michael Müller. Der Abstand ist aber ausreichend. Den nächsten danach kann ich nicht sehen. Kreuzen gegen den Strom dauert bekanntlich lange. Daher entschließt sich die Regattaleitung statt des Turmes bei Teufelsbrück eine Regattatonne vorher zu runden, denn das Feld ist extrem ausgedünnt und weit auseinander. So ist nach ca. 2 Kilometern die Wendemarke erreicht. Beim vorletzten Schlag macht Christoph den einzigen nennenswerten Fehler und stellt sein Boot in der Wende im Wind ab. Ich komme vorbei, ein letzter Schlag unter Land und dann raus zur Tonne. Christoph muss noch einmal mehr schlagen und weg bin ich.

Um die Tonne und nun geht der Ritt los. Vor dem Wind mit dem Strom. Das erste Mal, dass ich als Elbsegler mich nicht über eine solche Situation freuen kann. Ich muss nämlich laufen! Das zur Kondition und Ausdauer. Eigentlich nicht wirklich mein Thema! 2 km im Laufschritt und dabei das Modell steuern. Das Modell ist mit dem Strom schneller. Ich kann es bald kaum noch sehen. Dabei immer durch den Sch…. Sand rennen. Zum Glück geht es Christoph hinter mir nicht besser und Michael ist schon außer Reichweite. Kurz vor dem Hafen lasse ich das Boot in die Sonne schießen und warten. Völlig außer Atem komme ich auf der Mole an und kann das Boot mit trotzdem 3 Min. Vorsprung zum ungefährdeten Sieg in den Hafen steuern. Da sage noch einer, Modellsegeln ist kein Sport.

vor_schwerer_seeAlles in allem sind von den 17 Startern nur 6 ins Ziel gekommen. Der Rest musste aufgeben. Es gab zum Glück keinen Totalverlust, aber es gibt für 2 Leute neue Masten. Man kann sagen, dass es ein echtes Fastnet Race war. Mit allen Höhen und Tiefen. Spaß gemacht hat es allen. Wie sonst auch üblich, wurde beim Bier die ganze Wettfahrt abschließend besprochen und Michael Müller konnte die Preisverteilung vornehmen.  Hans Walter Kröger (BSC) hat als Sponsor tolle Preise gestiftet und obendrein die Getränke übernommen. Dafür ganz besonders herzlichen Dank!!

Mein weiterer Dank geht an Michael, der wie immer vorzüglich und  routiniert die Veranstaltung durchgeführt hat und ungerechter Weise auch noch auf sein Boot warten musste. Leider war es aufgrund des extrem niedrigen Wasserstandes mitten im Hafen steckengeblieben. Der weiche Schlick machte alle Bergungsversuche zunichte, und so konnte er nur auf die Flut warten.


ostwind und folgen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ergebnis: 

  1. Bernd Blohm                       SVAOe                    GER 391
  2. Christoph Trömer               WSG Arnis            GER 295
  3. Michael Müller                  SVAOe                    GER 339
 

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