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30.5.2014, Götz-Anders Nietsch.

Wie vielfältig das Wetter auf der Elbe sein kann, offenbart sich immer wieder am Wochenende der Otterndorf-Veranstaltung. Jedes Jahr gibt es neue Variationen, und meistens machen sie es dem Obmann schwer. Und doch findet immer alles einen glücklichen Ausgang.

Am Freitag, 16. Mai, sollten sich die Interessierten abends in Glückstadt einfinden. Wer schon tagsüber Zeit hatte, konnte wunderbar dorthin segeln und einige Stunden bei kühlen Temperaturen im Hafen entspannt darauf warten, wer wohl noch dazu stoßen würde. Denn feste Anmeldungen und Formvorschriften gibt es nicht. Alles soll zwanglos sein, dem Obmann Arbeit ersparen und dennoch allen Spaß bringen.

Der Termin war insofern nicht ganz glücklich gewählt, da auch die an der Elbe beheimateten „klassischen“ Yachten – die nennen sich etwas überheblich so, weil sie aus Holz sind, was aber nicht immer von Vorteil ist – am selben Wochenende ein Treffen vereinbart hatten. Da ist manche Entscheidung zu treffen, aber Holz ist offenbar anziehender. So fehlten dieses Jahr ein paar sonst gern gesehene Gesichter.

Aber am späten Freitagabend wehte dann doch eine ganze Anzahl von SVAOe-Standern im Glückstädter Hafen. Da es recht frisch wurde, traf man sich unter Deck von „Otium“, der Yacht des Obmanns, um Wichtiges und weniger Wichtiges zu besprechen. 12 Personen wurden maximal gleichzeitig gezählt. Auch die Stehplätze waren belegt. Alle waren sich einig, dass morgen ein guter Tag werden würde. Das bestätigte sich dann nur teilweise.

Am Sonnabendmorgen sollte ab etwa 9 Uhr nach dem Känguruh-Verfahren gestartet werden. Das entspannt die Start-Hektik, lässt aber zum Ziel die Spannung steigen. Jedoch - keiner hatte das kommen sehen – ahnte man schon aus der Koje Fürchterliches. Draußen hatte jemand nasse, graue Watte ausgebreitet. Warmluft war aus Südwest herangezogen, die über dem kalten Wasser und dem Vorland zu dichtem Nebel kondensierte. Es war nicht daran zu denken, den Hafen zu verlassen. Zwei Stunden musste die Sonne arbeiten (man wusste, dass sie da war, konnte sie aber nicht sehen), um aufzuräumen. Dann kündigte die Verkehrszentrale besser werdende Sicht an. Nach zögerlichem Ablegen musste der Motor noch eine Weile herhalten, bis schließlich ab etwa Scheelenkuhlen gutes Segeln möglich wurde. Natürlich war an ein Regattieren nicht mehr zu denken. Jeder wollte so schnell wie möglich vor Otterndorf sein, um nicht mehr allzu viel vom Flutstrom abzubekommen.

Das klappte nicht ganz. Aber der Wind reichte zum Aussegeln, und die jetzt etwas verspätet anreisenden Flottillenteilnehmer konnten bei gutem Wasserstand in die Medem-Mündung einlaufen. Im Otterndorfer Hafen wurden sie von zahlreichen helfenden Händen der schon am Vortag eingetroffenen Teilnehmer mit Freude und Willkommensdrink begrüßt. Hafenmeister Lühmann hatte reichlich Platz geschaffen. Heidi und Jan-Peter Behnke hatten den Grillplatz über dem Hafen festlich geschmückt. Das Wetter entwickelte sich wunderbar. Die SVAOe-Yachten setzten ihre großen Stander und Jubiläumsflaggen, so dass sich ein prachtvoller Anblick bot.

Notiert wurden die Yachten „Ballerina II“ (Beilken), „Caribe“ (Vorbau), „Circle“ (Raschdorf), „Erjüst“ (Lange), „Eule“ (R. Mackens), „Havkarlen“ (Rainsborough), „Now“ (Six), „Otium“ (Nietsch), „Spica“ (Sabban), „Trisanna“ (Behnke), „Urmel“ (Grossmann), „vive la vie“ (Salchow), „Wikinger“ (W. Mackens). Zwar wünscht man sich immer ein paar mehr Teilnehmer, aber angesichts der oben genannten Ungeschicklichkeit und des vor dem Ereignis lange anhaltenden kalten und extrem nassen Wetters war der Obmann dennoch ganz zufrieden.

Leider hatte die „Schwalbe“ von Kommodore Jürgen Schaper auf der Hinfahrt vor Brunsbüttel wegen stotternder Maschine aufgeben müssen. Stattdessen erschienen zu aller Freude der Vorsitzende Andreas Völker mit Katharina auf dem Landweg, um an dem Fest teilzuhaben. Sie blieben lange und fanden überall Gesprächspartner. Am späten Nachmittag zündete Jan die Grills an, und alle kamen. Bald verbreitete sich verlockender Duft. Zu dem, was dann folgte, braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Die Abläufe sind bekannt. Essen, trinken und reden muss schließlich jeder Mensch. Die Einzelheiten müssen nicht unbedingt aufgezeichnet werden.

Aber dann kam noch ein Höhepunkt. Als die Grillkohle verglühte, richtete Jan ein paar Worte an die Versammelten. Man darf es sagen: er hängt in besonderem Maße an dieser Veranstaltung, war viele Jahre dabei, hat auch einen Wanderpreis, die „Otterndorfer Nixe“ gestiftet, aber wegen einer schweren Krankheit waren er und Heidi einige Jahre nur mit dem Auto gekommen, dann gar nicht mehr, und nun zum ersten Mal waren sie wieder da und dann auch gleich mit dem Boot. Aus Freude über die gute Wendung seiner Krankheit hat Jan im Winter an einem neuen Wanderpreis gearbeitet, den er nun vorstellte. Es ist eine elegante Mahagoni-Holzkiste zur Aufnahme eines 5-Liter-Weinschlauchs und zweier Weingläser. Die Idee hatte Wolfgang Treu beigesteuert, der eine ähnliche Kiste an Bord seiner „Svea“ fährt. In Anerkennung für Wolfgang, der einer unserer ältesten Vereinsmitglieder ist, soll der Preis „Ältestenpreis der Otterndorf-Veranstaltung der SVAOe“ heißen. Er wird unabhängig von jeglicher Regattateilnahme – nur mit dem Boot muss der Preisträger gekommen sein – an den ältesten Teilnehmer oder die älteste Teilnehmerin vergeben. Wolfgang Treu hat die Erstbefüllung mit Rotwein gestiftet. Der Gewinner muss im Folgejahr für eine neue Befüllung sorgen. Es gab viel Beifall für die Preis- und Weinstifter.Noch einen weiteren Gegenstand zauberte Jan aus seiner Wundertüte. Das war ein Halbmodell von des Obmanns „Otium“, deren Maße er im Winter heimlich genommen hatte. Der Vorsitzende überreichte diesen „Kunstraub“ dem verblüfften Eigner, der keine rechten Worte fand, sich zu bedanken, aber er war gerührt.

Dann packten Wolfgang Mackens und sein Mitsegler Georg ihre Instrumente aus. Mit Gitarre und Ukulele machten sie eingängige Musik, wie sie jeder immer wieder gerne hört. Es wurde ein ausgedehnter Abend. Umstritten ist und auch nicht so wichtig, wie lange er gedauert hat.

Die Rückfahrt von Otterndorf nach Wedel am Sonntag entwickelte sich zu einem Segelereignis der Sonderklasse. Für mittags etwa halb zwei waren die Känguruh-Startzeiten angesetzt. Der Wind wehte zunächst aus NNW, drehte dann aber bald auf NNE und NE, also ideal. Mit höchstens einem Kreuzschlag zwischen Oste und Balje konnte man mit voller Besegelung optimale Fahrt laufen, allerdings mit ständigen Korrekturen an den Schoten, so dass keine Langeweile aufkam. Guter Sonnenschutz war nötig. Am Ende lag Ballerina II vor Havkarlen, Otium und Circle bei nur wenigen Minuten Zeitunterschied. Alle waren begeistert, Berend so sehr, dass er seine Impressionen in einen fidelen Text packte, der hier nachfolgt.

Also bis zum nächsten Jahr, dann aber bestimmt zusammen mit den „Klassikern“. Denen gönnen wir die Freude natürlich auch.

Otterndorfer Impressionen

von Berend Beilken

Nach der sehr unterhaltsamen Otterndorf-Ausfahrt 2014 kann ich sagen:

1 OTTERNDORF ist wie Radlager einstellen. Wer am Käfer ein Radlager einstellt, sollte am lastfrei gehobenen Rad oben und unten angreifen und nach Kräften zu wackeln versuchen. Dann spürt man etwas Spiel. Aber wie viel ist richtig? Mir wurde vor ca. 600 Jahren vom Lehrmeister erklärt, dass, „wenn du darüber nachdenkst, ob es zu viel ist, dann ist es schon zu viel“. Und eben so ist es mit Otterndorf: Wenn du darüber nachdenkst, ob du mitfahren sollst oder nicht, dann ist es schon klar: du musst mitfahren.

2 In OTTERNDORF läuft die Zeit anders. Das macht kreativ. Die Tide zwingt auch mal, einfach im Schlamm zu stecken und zu chillen (engl. to chill = nix machen). Uns ist es gelungen, das so genannte flat-chillen – also liegend nix machen - (gern verwechselt mit Nix machen in unbegrenzter Menge - das geht nicht!) zu zelebrieren. Im Cockpit auf der Ducht nach dem Frühstück ein kleines Nickerchen, schönes Ding. Da kam die erlösende Idee, die Genua 1 nicht unten fest zu machen und von oben mit dem Fall sozusagen um 4 Ecken zu spannen, sondern erst mal ganz hoch zu ziehen, und unten eine kleine Cunningham-Talje zu laschen. Endlich wieder mal eine neue Trimm-Strippe, wurde auch Zeit. Natürlich sogleich ins Cockpit umgeleitet. Nun geht das Riesensegel auch viel schöner über die Reling. Nicht weil die Trimmleine ins Cockpit umgeleitet ist, sondern weil das Segel höher steht!

3 Es ist egal, wie man nach OTTERNDORF kommt. Flaute, Nebel, endlich Sicht und etwas Wind, natürlich gegenan. Unser Lieblingsgegner, der „Havkarlen“, hatte uns auf der Hinfahrt an der Kreuz wieder mal überreichlich Höhe abgenommen, aber nachher unter Motor haben wir´s ihnen ordentlich heimgezahlt; >> alles gut. Die archaische Grundautomatik (= Subsystem des menschlichen Körpers, welches den Kopf nach xxx etc. drehen lässt, obwohl wir xxx nicht brauchen) merkt den kleinen Formfehler nicht.

4 Die Veranstaltung OTTERNDORF ist außerordentlich gut geeignet, ganz normale, anständige Menschen zum Regattieren zu verleiten. Der infame Titel „Geschwaderfahrt unter sportlichen Gesichtspunkten“ öffnet dem Siegeswillen Tür und Tor, ohne jedoch Befürchtungen hinsichtlich Anstrengung oder gar fanatischer Leidenschaft bzw. völliger körperlicher und geistiger Verausgabung auszulösen. Letztere ist aber nicht nur eigentlich ganz gut, sondern auch am Ende eben doch zu verzeichnen, vor allem wenn man dem Lieblingsgegner noch einen Kleinen beipulen will möchte. Ist aber keine Regatta!

5 Sonnenbrand. Kurtaxe für Hafenlieger in OTTERNDORF ist null. Also UV lang für Umme. Nach dem ersten Tag nur mit bekloppten Hüten oder diesen amerikanischen Schirmmützen (blooß nicht nach hinten!). Wer nicht, bekommt zu viel Sonne und dann schmeckt das Bier nicht mehr. Das kann ja keiner wollen.

So ist es mit OTTERNDORF, wunderbar, bis nächstes Jahr.

p.s.: für NeuMitMacher empfiehlt es sich, einen handlichen USB Stick mit dem kompletten Sozialdatensatz (Kind von, Beruf, mit wem zusammen und wie lange, warum wieso weshalb, wer wie was wann und WEN?) bereit zu halten. Das verschlankt den Sozialdatenaustausch.

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