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Bereits am nächsten Tag treffen wir unsere und andere Jugendkutter in Kappeln und kaufen beim Schiffshändler für die folgenden 20 Tage ein. Noch am selben Tag geht es nachmittags wieder aus der Schlei und noch bis nach Marstal. Auf diesem Weg laufen wir zwischenzeitlich beinah 11 Knoten! In den nächsten Tagen treffen wir fast jeden Abend im Hafen die Kutter, wählen aber gelegentlich andere Routen. Im schönen Marstal bleiben wir noch einen weiteren Tag, kreuzen jedoch, um den günstigen Wind zu nutzen, nachmittags weiter in Richtung Söby.

Donnerstag ist das Wetter, wenn man nur an den Himmel schaut, genauso überragend, wie die Tage zuvor, doch es fehlt ein bisschen Druck im Segel, und so treffen wir, nachdem wir Langeland im Süden passiert hatten, erst um 02.00 Uhr morgens in Omö ein.

Am nächsten Morgen genehmigen wir uns erst mal eine Erfrischung in der schönen Ostsee und brechen in Richtung Vordingborg auf. Gemütlich können wir unter Spi unser Frühstück, einen mächtigen Salat mit einer guten Schinkenbeilage, zu uns nehmen. Nach einiger Zeit nahmen wir den SVN-Kutter „Eny VII" unter Segeln in Schlepp, baden und genießen die Sonne. Gegen Abend wird der Kurs immer spitzer und irgendwann zu einer Kreuz. Nun müssen wir den Kutter leider losschmeißen, denn seine „Höhe" wollen wir nicht mitfahren. Wieder kommen wir im Dunkeln an, was uns aber nicht davon abhält, noch nett zu back­schaften.

Wir bleiben am nächsten Tag in Vordingborg, füllen unsere Speisekammer wieder auf und spazieren durch das Städtchen. Am Tag darauf geht es gen Süden nach Gjedser. Da schö­ner Wind aufkam, erreichen wir die Südspitze von Falster bereits am frühen Abend. Am nächsten Tag machen wir Station in Warnemünde und nehmen Björn auf, mit dem die Crew nun vollständig ist. Zudem steigt Nanna an Bord, die wir zur Kutterflotte auf die „Teufelsbrück" bringen sollen. Die Kutter treffen wir nach einer schönen Nachttour und einem stürmischen Vormittag in Rödvig.

Dort angekommen und einen schönen Platz gefunden, brauchen wir erst mal ein paar Stun­den Pause. Es gibt eine dicke Portion Labskaus und danach eine warme Dusche. Abends feiern wir mit ein paar Bieren Björns „Ankunft", um aber bald todmüde ins „Bett" zu fal­len. Nach den strapaziösen Tagen zuvor, ist der Schlaf wohl einer der tiefsten während der ganzen Tour.

Am nächsten Tag wollen wir nun unbedingt nach Kopenhagen. Der Wetterbericht ist nicht ganz eindeutig, zwischen 3/4 und 6 Bft. ist alles dabei. Doch wir entschließen uns zum Auf­bruch und können dazu auch noch ein paar Kutter überreden. Die Fahrt wird herrlich: Sonne und ein Halbwindkurs vom Feinsten. In der Köge-Bucht baut sich schöner Seegang auf, wunderbares Segeln! In der Dämmerung erreichen wir die dänische Hauptstadt und machen in Christianshavn fest.

Es folgt ein ruhiger Tag, wir spazieren durch Christiania und grillen am frühen Abend bei lei­der beginnendem Regen im Schutz eines Baumes. Auch den nächsten Tag verbringen wir an Land. Auf dem Programm stehen Sightseeing und endlich die Möglichkeit, eine deutsche Zeitung zu kaufen, denn seit zehn Tagen wissen wir nicht mehr, was die Welt bewegt. Die ergatterte Zeitung lesen wir dann in einem schönen Park. Am Abend verlegen wir das Boot in den Hafen an der Langen Linie.

Nach ein paar Tagen an Land merken wir, dass wir uns schon sehr stark an das Herumse­geln gewöhnt haben. So brechen wir am nächsten Morgen sehr früh wieder auf. Unser Ziel ist es, noch etwas nördlicher zu kommen, bevor wir uns auf den Rückweg machen müssen. Fasziniert von seiner wunderschönen Kulisse bleiben wir in Helsingör, nördlich von Kopen­hagen. Dort besichtigen wir das berühmte Schloss und laufen durch das Städtchen, da wir unbedingt noch einkaufen wollen. Da kein Laden mehr offen ist, müssen wir auf Reis mit Gemüse zurückgreifen!

Abends entbrennt - nicht zum ersten Mal auf dieser Tour - die Diskussion darüber, ob wir einen Abstecher nach Schweden machen sollen. Geografisch gesehen lag nichts näher als das. So entschließen wir uns dazu und laufen am folgenden Abend in Malmö ein. Auch Mal-mö inspizieren wir zu Fuß. Das Problem dabei ist, dass die „Scharhörn" in einem Hafen liegt, der, selbst bei einem strammen Schritt, knapp eine Stunde von der Innenstadt entfernt ist. Da wir uns die letzten Tage wahrlich nur wenig bewegt haben, nehmen wir diese Tortur auf uns. Auf dem Rückweg fängt es fürchterlich an zu schütten wie aus Kübeln, so dass wir uns über das Aufweichen des erworbenen schönen schwedischen Knäckebrots Sorgen ma­chen müssen. Sie waren unbegründet, denn es war noch genießbar.

Der Regen hatte auch Wind mitgebracht, und so segeln wir noch am späten Nachmittag hin­über nach der Insel Flakfort. Auf diesem alten dänischen Militärstützpunkt treffen wir die sechs Hamburger Jugendkutter wieder. Nach dem Festmachen wird sofort der Grill an einem unvergesslichen Platz mit einem fast 360°-Blick auf die See aufgebaut. Wir bleiben einen Tag auf Flakfort und genießen diesen unvergleichlichen „Hafen".

Von nun an geht es schon wieder Richtung Heimat. Am nächsten Tag segeln wir mit Zielha­fen Fakse in die gleichnamige Bucht. Es ist zwar nicht viel Wind, doch eine nervige See, die die Segel hin und her schlagen lässt. Wir beschäftigen uns mit einem Artikel aus dem Wirtschaftsteil unserer Zeitung, bei dem es um erneuerbare Energien aus der Landwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und auf die Nahrungsmittelpreise für die Verbraucher geht. Dabei belustigt uns vor allem das Motto „Kornkraft statt Kernkraft" eines Lobbyisten. Ein neuer „Insider" ist geboren.

Wegen des wenigen Winds, der zudem immer mehr von vorn kommt, erreichen wir Fakse erst spät in der Nacht. Im Dunkeln steuern wir auf eine hässliche, große Fabrik zu, doch am nächsten Morgen ist alles nur halb so schlimm. Im Gegenteil: Es ist ein ganz idyllisches Plätzchen. Doch wir müssen weiter, und so schön ist es dort schließlich auch nicht. Nächstes Ziel ist nun Kalvehave. Mit der „Oevelgönne" im Schlepp müssen wir eine ganze Zeitlang unter Motor das enge und flache Fahrwasser des Bögeström durchfahren, um das Risiko aufzu­laufen etwas zu verringern. Es ist schon dunkel, als Moritz vor einer irgendwo liegenden sehr flachen Stelle warnt. Wir finden auch die nächste Fahrwassertonne nicht und „gewarnt - ge­tan" sind wir schon aufgelaufen. Inzwischen war die „Oe" schon vorgekreuzt. Nun kommen als nächstes Problem Tiere, kleine, fliegende Tierchen. Wir haben zwar noch genug Batterie für unseren Scheinwerfer, doch es sind so viele Mücken und ähnliches Getier in der Luft, dass man nicht weit leuchten kann. Wer die Lampe halten muss, gerät noch mal in einen extra dicken Schwarm. Frank Schätzing ließ wohl grüßen.

In Kalvehave eingetroffen, gehen wir ziemlich schnell zur Koje. Wir müssen am nächsten Tag noch einkaufen und tanken, denn wir haben Großes vor. Morgens verläuft zwar alles planmäßig, aber wir kommen trotzdem erst um 11.00 Uhr los. Bei Sonne und schönem Wind segeln wir begeistert in Richtung Vordingborg. Frühstück gibt's beim Segeln. Bis Vordingborg müssen wir zunächst durch ein enges Fahrwasser kreuzen, danach haben wir für unse­re Schläge mehr Platz und Zeit. Unser Ziel war nun zunächst Omo. Doch schon früh kom­men wir überein, dass unsere vorletzte Tour nicht irgendeine sein sollte, und so entscheiden wir uns für eine Nachttour nach Bagenkop. Belohnt werden wir mit einem prächtigen Sonnenuntergang, wunderbarem Mondaufgang und einigen hellen Sternschnuppen. Uns fehlt nur eine warme Mahlzeit, doch nicht aufgewärmte Ravioli aus der Dose müssen reichen. Na ja, was man so alles isst, wenn man Strecke reißen will. Den Kocher zu benutzen, um we­nigstens die Dosen aufzuwärmen, kommt bei auffrischendem Wind nicht in Frage. Wir müs­sen reffen und überlegen, auf die Sturmfock zu wechseln.

Um 05.00 Uhr morgens erreichen Moritz und ich die Südspitze Langelands. Eigentlich ist unsere Wache vorbei, aber die Sonne geht schon wieder auf. So schöne Momente gilt es dann doch zu genießen, anstatt zu schlafen. Nachdem wir einen Platz im total vollen Hafen gefunden haben, fallen wir in die Kojen und schlafen den Schlaf der Gerechten.

Anstatt wie ursprünglich geplant, die „Scharhörn" in Sonderburg zu übergeben, segeln wir am nächsten Tag nach Damp. So haben wir mehr Zeit das Boot zu putzen und uns auszuru­hen, bevor wir abends unsere Tour feucht-fröhlich beenden.

Nachdem wir drei Wochen hauptsächlich in kleinen, beschaulichen dänischen Häfen festge­macht hatten, ist es schon ein kleiner „Kulturschock", nun am 5. August in Damp 2000 zu landen. Hier muss man sich beispielsweise zu den Sanitärenanlagen durch Menschenmas­sen und Cafetische schlängeln und den Schlüssel dazu in einem überdimensionierten Be­tonklotz abholen. So geht unsere Sommertour zu Ende. Von oben brennt die Sonne, im Rü­cken haben wir eine spiegelglatte Ostsee (so hatten wir die aber nicht hinterlassen, um das mal klarzustellen) und vor uns einige interessante Anhäufungen von Stein, die man nur gut zum Ansteuern nutzen kann.

Die Rückfahrt mit dem Auto, durch die Felder und Wälder Schleswig-Holsteins bringen dann allmählich die völlige Ernüchterung über das Ende der Sommertour mit der „Scharhörn". Es war schön!

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