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22.11.2018, Götz-Anders Nietsch

Die Mitgliederversammlung am 20. November fiel aus dem Rahmen des Üblichen. Neues und Geplantes aus dem Vereinsgeschehen sowie interessante Vorträge hören wir immer, und zu klönen und ein Bier zu trinken ist stets eine schöne Sache. Aber diesmal war das Thema des Vorgetragenen und die gelungene Art der Darstellung etwas Besonderes. Vorsitzender Dr. Stephan Lunau begrüßte die gekommenen Mannschaftsmitglieder der vereinseigenen (von dreien) J/24 „Hungriger Wolf“, gratulierte ihnen im Namen aller zu ihrem hervorragenden siebten Platz in der J/24-Weltmeisterschaft auf dem Gardasee und übergab ihnen das Wort.

Steuermann Fabian Damm und Jannik Dühren konnten nicht kommen, da Fabian in Kopenhagen lebt und arbeitet und Jannik gerade ein Schiff überführte. Aber „der Rest“ der Mannschaft, Jonas Lyssewski, Moritz Böök und Thorsten Paech, stellten ihre Segelsaison mit dem „Hungrigen Wolf“ und insbesondere ihre Weltmeisterschaftsteilnahme dar. Um es schon mal vorweg zu sagen, sie machten ihre Sache glänzend.
Im Jahr 2018 nahm der „Wolf“ an acht bedeutenden J/24-Regatten teil: Frühjahrsverbandsregatta auf der Alster, Rupenhornregatta auf dem Wannsee, German Open auf dem Wannsee, Kieler Woche, Swedish Open in Vejbystrand/Westschweden, Europameisterschaft in Glücksburg, Weltmeisterschaft auf dem Gardasee und „Väterchen Frost“ auf der Alster. Insgesamt wurden zwei Erste, davon einer bei den Swedish Open, siehe Swedish Open, ein Dritter, zwei Vierte und drei Siebente ersegelt und zeigen eine überzeugende Leistungskonstanz. Am bedeutendsten war sicher der siebente Platz in der Weltmeisterschaft unter 89 sehr leistungsstarken Konkurrenten. Ihren spannenden Bericht dazu Den Sultne Ulv sowie den des „Juelssand“-Damenteams Juelssand kann man auf dieser Homepage und in Ausgabe 6-2018 der SVAOe Nachrichten lesen.
Höchstes Interesse fanden aber einige Themen, die von den Vortragenden ausführlicher behandelt wurden. Da war z.B. die extrem scharfe Vermessung, die der „Wolf“ glatt überstand. Da war auch das Problem einer 700 Meter langen Startlinie für 89 Boote, das mit dem Signalboot und zwei Begrenzungsbooten etwas fragwürdig gelöst wurde. Da war die Kontrolle der Gewichtsbegrenzung der Mannschaft auf 400 Kg. Wie startet man gegen 88 Top-Konkurrenzmannschaften, von denen die Führenden aus Profiseglern bestehen? Wie wird man mit den täglich zeitgenau wiederkehrenden Winden fertig, die eine Seeseite begünstigen und alle dorthin wollen? Was ist, wenn unerwartet ein anderer Wind weht? Wie folgenreich kann eine Entscheidung zwischen Fock und Genua sein?
Jonas, Moritz und Thorsten stellten diese Probleme so spannend dar, dass die Versammlungsteilnehmer/innen gepackt waren und viele Fragen stellten. Man merkte, dass etliche selber an ihre Regattajahre zurückdachten. Wenn auch banal wirkend, so hat doch die Lehre, die die Vortragenden aus dieser Wettfahrtserie zogen, tiefere Bedeutung: „Vermeide Streicher bis zum letzten Tag.“ Man musste lachen angesichts der Schwierigkeit, diese Lehre einzuhalten.
Zum Schluss kam noch die Frage, ob denn der zeitliche Einsatz bei einem solchen Regattasommer von einer Mannschaft von fünf jungen Männern, alle Studenten oder in den ersten Berufsjahren, überhaupt hinzubekommen sei. Es ist der Enthusiasmus, der so etwas möglich macht, und der wird aus dem Erfolg gespeist. Wenn einer mal wirklich unabkömmlich ist, wird Ersatz mitgenommen, wie z.B. Lisa Raschdorf bei den Swedish Open. Zum Glück verfügt die SVAOe über drei J/24, sodass mal ausgeholfen werden kann. Auch nach den Kosten wurde gefragt. Allen war klar, dass der Etat von € 2000 pro Boot, den die SVAOe zur Verfügung stellt, für einen so engen Regattaterminkalender nicht ausreichen kann. Da gibt es großzügige Spender, die mal ein neues Segel oder das Startgeld zur Verfügung stellen. Aber zum großen Teil tragen die Crews ihre Kosten selber, die Reisen, die Transporte, die Verpflegung, die Unterkünfte, die kleinen Reparaturen. Es sind Amateure im besten Sinne des Wortes Da ist er wieder, der Enthusiasmus. Die SVAOe kann stolz darauf sein, dass sie so begeisterungsfähige Segler/innen herangezogen hat.
Die „Hungriger Wolf“-Crew will 2019 weitermachen. Sieben wichtige Regatten stehen auf dem Programm, darunter die Europameisterschaft in Patras/Griechenland und die Weltmeisterschaft in Miami/USA. Aus Zeit- und Geldgründen wird man wohl eins dieser Events streichen müssen. Zeit kann man nicht spenden, aber Geld schon. Vielleicht findet sich da jemand. Diese Mannschaft wäre es wert.

 

 

 

Fotos Tomas Krause

 

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